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Noch ein RaspberryPi Artikel

Weil das Web noch nicht voll genug vom Hype um den kreditkarten-großen dennoch mehr oder weniger vollständigen Computer zu Forschungs- und Lehrzwecken ist, will ich hier auch mal etwas dazu schreiben.

Heute morgen (7:00 Uhr Mitteleuropäischer Zeit) habe ich mich eingefunden, um dem Produktlaunch beizuwohnen. Nachdem das Ding jetzt 6 Jahre lang gehyped wurde, sollte es nun von einem auf den anderen Moment verfügbar werden – War ja klar, dass das so nicht funktioniert.

Obwohl die RaspberryPi-Foundation (die Non-Profit Organisation, die die Entwicklung des Gerätes und in Zukunft wohl auch die Verbreitung und das Marketing in die Schulen und Universitäten fördern wird), sich „professionelle“ Hilfe in Form von den beiden wohl größten Elektronikdistributoren in Europa (Farnell und RS) geholt hat, und diese auch im Vorhinein gebrieft hat, dass da _SEHR_ viel Traffic auftreten würde, haben es die beiden Firmen nicht hinbekommen, einen vernünftigen Launch auf die Beine zu stellen.

Pünktlich um 7:00 Uhr war dann die statische RaspberryPi Homepage online, die auf die beiden Homepages der Distributoren verlinkte. Leider ohne auf die exakte Produkt-Seite zu verlinken. Somit wurde zuerst die Suchfunktion ge-DDOS-t und danach der Bestellprozess. Angeblich waren in der ersten Tranche 10.000 Model-B RaspberryPis. Wie viele davon in welchem Zeitraum rausgehauen wurden, wissen wahrscheinlich nichtmal die Distributoren selbst. RS hat die ganze Zeit über lediglich eine Vorregistrierungsseite geschaltet, auf der man „Sein Interesse“ bekunden sollte, und bei Farnell ist einfach das Bestellsystem (in JSP geschrieben) komplett abgekackt.

Inzwischen (8:07) konnte ich immerhin eine Bestellung bei Farnell durchdrücken. Allerdings war da schon auf der Page notiert, dass alles ausverkauft sei, und voraussichtlich in 30 Tagen neue Geräte verfügbar werden.

Tja, schade eigentlich. Aber das kommt davon, wenn man sowas dermaßen hyped und dann Leute mit dem Produktlaunch beauftragt, die zwar ihr gewöhnliches Day-to-Day-Geschäft hervorragend meistern, ansonsten aber wenig von der Dynamik und dem Impact des Internet verstehen.

Ich frage mich, warum man es nicht an Amazon gegeben hat. Die wissen wenigstens, wie man einen Webshop skaliert (wenigstens sollten sie es wissen ;)). Und internationale distribution von Waren ist deren Job genauso. Außerdem liegt der Fokus bei RS und Farnell hauptsächlich auf gewerblichen Abnehmern. Die verkaufen gar nicht so einfach an Privatkunden. So wie das Marketing des Pi aber ausgerichtet war, sind wohl die meisten Leute, die heute einen bestellen wollten eher Privatabnehmer.

Man kann jetzt natürlich anfangen mit Fingern zu zeigen, aber das bringt ja auch nichts. Wir werden wohl abwarten müssen, was bleibt, wenn sich der Nebel verzogen hat…